Die Stadt Bonn richtet in der Südstadt und Kessenich Wirtschaftsparkplätze ein, welche tagsüber Handwerk, Pflege und Lieferverkehr vorbehalten sind. Bonn gehört zu den ersten Kommunen in Deutschland, welche Wirtschaftsparkplätze anbieten und nimmt damit eine Vorreiterrolle in der Förderung des Wirtschaftsverkehrs ein.

Die Städte Bonn und Köln haben sich in Abstimmung mit der Handwerkskammer (HWK) zu Köln sowie der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg darauf verständigt, Wirtschaftsparkplätze in einem einheitlichen Format einzurichten. Da die Umsetzung in Köln noch Zeit in Anspruch nehmen wird, beginnt die Stadt Bonn zunächst in einem eigenen Pilotprojekt mit der Ausweisung erster Wirtschaftsparkplätze und hat dafür auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg miteinbezogen.

Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Kreishandwerksmeister Thomas Radermacher, IHK-Präsident Stefan Hagen und HWK-Geschäftsführerin für Unternehmensberatung, Handwerkspolitik und Internationales, Stephanie Bargfrede, gaben am Donnerstag, 22. August, die ersten Wirtschaftsparkplätze in der Hausdorffstraße, vor der Pfarrkirche St. Nikolaus, frei. In den kommenden Tagen werden an zunächst insgesamt neun Standorten in Kessenich und in der Südstadt Handwerk, Pflege und Lieferverkehr zukünftig schneller und verlässlicher eine Parkmöglichkeit finden können.

OB Dörner: “Schaffen Platz für den Wirtschaftsverkehr”

Die Wirtschaftsparkplätze sind ein wichtiger Baustein zur Förderung des Wirtschaftsverkehrs im Rahmen der Bonner Mobilitätswende. Wenn die Wirtschaftsparkplätze gut angenommen werden, sollen weitere Standorte im gesamten Stadtgebiet folgen. Oberbürgermeisterin Katja Dörner: “Wir schaffen Platz für den Wirtschaftsverkehr in Bonn und hoffen, dass die neuen Wirtschaftsparkplätze gut angenommen werden. Denn sie sollen erst der Anfang sein.” Die Stadt Bonn nimmt die Bedürfnisse des Wirtschaftsverkehrs in ihren Planungen stärker in den Blick. Dazu die Oberbürgermeisterin: “Zusätzlich zu den Wirtschaftsparkplätzen richten wir vermehrt Ladezonen ein. Auch in den neuen Fahrradstraßen gibt es Platz für den Wirtschaftsverkehr: Mit dem Handwerkerparkausweis kann dort im eingeschränkten Halteverbot für den Einsatz geparkt werden. Damit gehen wir auf wichtige Forderungen der Wirtschaftsverbände ein.”

Statement Handwerkskammer zu Köln

“Mit unserem Vorschlag zu den Wirtschaftsparkplätzen haben wir nicht nur an unsere Mitgliedsbetriebe, sondern auch an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bonn gedacht. Wir wollen vermeiden, dass Handwerksunternehmen in bestimmten Vierteln keine Aufträge mehr annehmen, weil sie keine Chance haben, die für ihre Arbeit erforderlichen Werkstattwagen abzustellen”, betont Stephanie Bargfrede. “Handwerkerleistungen sollen sich auch nicht durch explodierende Anfahrtskosten ungewollt verteuern. Wenn wir es schaffen, die unnötigen gewerblichen Parksuchverkehre zu reduzieren, tragen wir auch zur Verbesserung der Luftqualität bei. Wir brauchen ein ausgewogenes Verkehrskonzept sowohl für den fließenden als auch den ruhenden Verkehr. Verkehrspolitik darf nicht dazu führen, dass Versorgungsketten geschwächt oder gar unterbrochen werden. Darunter würde in absehbarer Zeit auch die Lebensqualität in der Stadt Bonn leiden.”

Statement Kreishandwerkerschaft

“Wir haben uns für die Verwirklichung der Wirtschaftsparkzonen in Bonn von Anfang an eingesetzt. Es ist schön zu sehen, dass dieser Einsatz nun auch erste zarte Früchte trägt”, sagt Thomas Radermacher. “Für unsere Handwerksbetriebe ist es von großer Bedeutung, dass die Kunden mit dem Fahrzeug erreicht werden, und die Fahrzeuge in der Nähe zum Auftragsort abgestellt werden können. Werkzeug, Material, Ersatzteile, Schutzausrüstung etc. werden transportiert und sind oft essenziell für die Arbeiten. Durch die Nähe zum Auftragsort können die geplanten zeitlichen Abläufe bei der Bearbeitung der Aufträge eingehalten werden. Wir gehen davon aus, dass durch die Wirtschaftsparkplätze die Motivation der Betriebe wieder steigt, auch Aufträge in Bonn anzunehmen. Wir sind gespannt, wie die Parkplätze angenommen werden und setzen uns weiterhin dafür ein, dass dieses Konzept ausgebaut wird.”

Statement Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg

“Die angestrebte Verkehrswende wird nur dann Erfolg haben, wenn die Stadt gut für den Wirtschaftsverkehr erreichbar ist. Dafür gibt es unterschiedliche Bausteine. Neben schon bewährten wie dem Ausbau des ÖPNV zählen dazu potenziell auch neue Konzepte”, erläuterte Stefan Hagen. “Für dicht bebaute Viertel mit hohem Parkdruck sind das die Wirtschaftsparkplätze. Wir finden es gut, dass die Stadt Bonn hier einen Praxistest vornimmt. Nur so können wir klären, wie das neue Modell angenommen wird und ob damit Pflegedienste, Lieferanten und weitere Dienstleister ihre Ziele in urbanen Räumen besser erreichen können.”

Neun Standorte abgestimmt

Die Standorte für das Pilotprojekt wurden in Zusammenarbeit mit Handwerk, Pflegediensten und Logistik gemeinsam entwickelt. In den vergangenen Wochen optimierte die Stadt die Bereiche im Dialog mit dem Einzelhandel vor Ort weiter. Folgende Standorte werden jetzt eingerichtet:

  • Hausdorffstraße 145-151 und 234 sowie an der Pfarrkirche
  • Pützstraße 8
  • Bismarckstraße 19
  • Ermekeilstraße 36
  • Lessingstraße 51
  • Bonner Talweg im Bereich der IHK sowie der Telekom

Einheitliche Markierung und Beschilderung

Die Wirtschaftsparkplätze werden in einem einheitlichen Standard, den die Stadt Bonn entwickelt hat, markiert und beschildert. Eine gut erkennbare, eindeutige Beschilderung sowie farbliche Bodenmarkierungen inklusive verdeutlichender Piktogramme sollen gewährleisten, dass diese Zonen nicht durch fremdparkende Fahrzeuge blockiert werden. Die Wirtschaftsparkzonen sind werktags von 8 bis 18 Uhr dem Wirtschaftsverkehr vorbehalten; außerhalb dieser Zeiten darf dort regulär geparkt werden. Die ausgewiesenen Flächen dürfen Fahrzeuge mit Handwerkerparkausweisen oder mit Ausnahmegenehmigungen für soziale Dienste, Paketzusteller und der Lieferverkehr nutzen, die in der Umgebung ihre Kund*innen erreichen möchten.

Mit den Wirtschaftsparkplätzen verfolgt die Stadt gleich mehrere Ziele:

  • In Gebieten mit einem hohen Parkdruck entfällt die (zeit-)aufwändige Parkplatzsuche.
  • Firmenfahrzeuge müssen nicht ordnungswidrig auf Gehwegen, auf Fahrradschutzstreifen oder in Parkverboten abgestellt werden; dies erhöht die Verkehrssicherheit.
  • Handwerker, Paketboten und Pflegedienste können ihre Fahrzeuge in unmittelbarer Nähe zu ihren Kund*innen abstellen.

Die Stadt beobachtet im Rahmen des Pilotprojekts in den kommenden Monaten die Nutzung der Wirtschaftsparkplätze und wird diese auswerten. Bei positivem Ergebnis prüft die Verwaltung, wo weitere Standorte im Stadtgebiet eingerichtet werden können.