„Die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk in der Region ist ungebrochen“

Sankt Augustin, 11.08.2020. Während von verschiedenen Seiten beklagt wird, die Lehrlingszahlen gingen als Folge der Corona-Pandemie zurück, gilt dies für die Betriebe im Bereich der Kreishandwerkerschaft Bonn•Rhein-Sieg nicht. Mit Stand 1. August, dem offiziellen Beginn des Ausbildungsjahres, waren bei der Kreishandwerkerschaft 1.084 Lehrverträge registriert, zwei mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr und deutlich mehr als zum Beispiel 2017 oder 2016. „Wir können also feststellen, dass die Ausbildungsbereitschaft im regionalen Handwerk ungebrochen ist. Das ist ein tolles Zwischenergebnis, für das wir und die Gesellschaft insgesamt den Unternehmen zu großem Dank verpflichtet sind“, loben Kreishandwerksmeister Thomas Radermacher und Hauptgeschäftsführer Oliver Krämer. Auch in den letzten Tagen seien weitere neue Ausbildungsverhältnisse gemeldet worden, was die anhaltende Dynamik beweise. „Die hatte sich schon im Juli gezeigt: Da stieg die Zahl noch einmal um 340 Verträge, erheblich mehr als in den Jahren zuvor.“

Für Radermacher zeigt der Trend „eindeutig, dass die Betriebe intensiv Nachwuchskräfte suchen. Es ist bei ihnen angekommen, dass einzig die Ausbildung von jungen Leuten gegen den Fachkräftemangel hilft und wir nur so auf Dauer hochwertige Leistungen anbieten können. Und die Zahlen verdeutlichen, dass das Handwerk in seiner Breite optimistisch ist – Corona zum Trotz. Unser Wirtschaftsbereich erweist sich einmal mehr als der Fels in der Brandung und wird seiner Verantwortung der Jugend gegenüber gerecht. Ich kann nur sehr hoffen, dass diese Botschaft unsere Strahlkraft im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen weiter erhöht, uns also gegenüber den Jugendlichen und ihren Eltern noch attraktiver macht. Wir sind auch in Sachen Ausbildung schlichtweg absolut systemrelevant.“

Oliver Krämer erinnerte an die Schwierigkeiten für die Handwerksunternehmen, mit jungen Leuten in Kontakt zu kommen. Messen und Börsen seien ausgefallen, Praktika waren kaum möglich, der Kontakt zu den Schulen war unterbrochen. „Das, was man Matching nennt, also der persönliche Abgleich zwischen den Interessenten und den Betrieben, war über Wochen hinweg total erschwert. Und dies genau in der „heißen“ Phase des Jahres, was dieAusbildungsplatzsuche anbelangt. Hinzu kommt ja, dass die Zahl der möglichen Bewerber kontinuierlich abnimmt, weil geburtenschwächere Jahrgänge die Schulen verlassen.“

Bei den einzelnen Berufen ragen die Zimmerer heraus, die nun 15 neue Auszubildende haben gegenüber zehn mit Stand 1. August 2019. Mehr als zehn Prozent Plus melden die Sanitär-, Heizungs- und Klimabetriebe und die Firmen aus dem Elektrohandwerk. Ein gutes Drittel mehr junge Leute will Kaufmann beziehungsweise -frau für Büromanagement werden (bis jetzt 35 Lehrverhältnisse). Positiv sind die Zahlen daneben bei den Dachdeckern, den Malern und Lackierern und den Bäckern. Im Kfz-Bereich gibt es eine Art Umschichtung: Bis dato wollen weniger Interessenten Kfz-Mechatroniker werden als in den Jahren zuvor, dafür aber mehr Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker.

Nur halb so viele Lehrverträge wie 2019 gibt es bei den Fleischern (mit 9) und den Gebäudereinigern (mit 7). Friseur oder Friseurin wollen mit Stand 1. August in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis 79 junge Leute werden, ein Jahr zuvor waren es 90. Die Metalltechnikunternehmen konnten 57 Auszubildende einstellen (minus 15 Prozent).

An die Betriebe appellieren Radermacher und Krämer, bei der Nachwuchssuche „keineswegs aufzugeben. Es bleibt noch etwas Zeit für einen Vertragsabschluss und es gibt auch noch eine erhebliche Zahl unvermittelter junger Leute. Machen Sie also auf allen Ihnen möglichen Wegen und mit Phantasie Ihre Ausbildungsbereitschaft deutlich.“ Auch die Kreishandwerkerschaft tue viel zur Unterstützung der Firmen. Krämer: „Sozusagen zu unserem Alltagsgeschäft gehört es, Anfragen von Bewerbern und von suchenden Betrieben zu bearbeiten und beide zusammenzubringen. Vor allem möchte ich bei dieser Frage auf die Rubrik „Ausbildung“ unserer Internetseite und unsere Präsenzen bei Facebook und Instagram verweisen. Zusätzlich kann seit Juli die neue Azubi-App der Kreishandwerkerschaft Bonn•Rhein-Sieg im Apple- wie auch im Google Play Store heruntergeladen werden.“ In der Azubi App werden die Berufe mit kurzen Texten und den wesentlichen Informationen vorgestellt. Für den praktischen Eindruck zur Arbeit sind zusätzlich erklärende Videos hinterlegt. Ist jemand fündig geworden, dann kann er sich über die App direkt die Unternehmen mit freien Lehrstellen oder Praktikumsplätzen anzeigen. „Wir sind überzeugt, dass wir gerade damit einen attraktiven Weg zur Jugend eröffnet haben.“ so Krämer.